(Pressemitteilung erschienen am 30.08.2016)
Höchste Zeit für eine selten gewordene Tierart
Im Rahmen einer Kartierung wurden rd. 40 männliche Rebhühner in der Hegegemeinschaft Oberes Gäu gezählt
Das Rebhuhn, das einst in ganz Europa heimisch war, ist selten geworden. Die Gründe sind vielfältig. Insbesondere werden unser verändertes Freizeitverhalten, die Flächeninanspruchnahme durch Siedlungs- und Straßenbau sowie agrarstrukturelle Veränderungen für den Rückgang verantwortlich gemacht. In Baden-Württemberg und ganz Deutschland ist der Hühnervogel hochgradig gefährdet und wird daher auf der Roten Liste der Brutvögel als „stark gefährdet“ geführt. Im Oberen Gäu wurde der Bestand jetzt im Rahmen eines Rebhuhn-Schutzprojekts ermittelt – rd. 40 rufende Hähne wurden im Oberen Gäu (Gemarkungen Bondorf, Jettingen, Mötzingen und Gäufelden) gezählt, dies lässt Rückschlüsse auf rd. 40 Brutpaare zu.
Erfasst hat die Rebhühner der Ornithologe Peter-Christian Quetz. Auch die jeweils vorhandenen Biotopstrukturen hat er genauestens registriert. Das Rebhuhn ist eng an offene Ackerlandschaften gebunden. Sein Lebensraum kann relativ klein sein. „Das Rebhuhn nutzt im Laufe eines Jahres oft nur eine Fläche, die deutlich unter 100 Hektar liegt“, so Quetz. „Wichtig sind Flächen mit Altgras oder Brachflächen, wo die Tiere ihr Nest anlegen können und die auch im Winter Deckung und natürlich Nahrung bieten.“
Das Rebhuhnschutzprojekt wurde zu Beginn diesen Jahres von engagierten Jägern, Landwirten, Naturschützern und den Kommunen Bondorf, Jettingen, Mötzingen und Gäufelden ins Leben gerufen, zunächst mit einer Analyse des Bestands. Jetzt muss diskutiert und entschieden werden, wie das Projekt fortgeführt wird, um die noch vorhandenen Tiere zu schützen und die Population wieder zu vergrößern. Konkret wird es darum gehen, Maßnahmen zur Verbesserung des Lebensraumes der Rebhühner erarbeiten, um den Bestand auf einer Fläche von über 3.000 Hektar im Oberen Gäu zu sichern. Davon profitieren auch andere Arten der Feldflur (z.B. Feldhase, diverse Insekten oder auch die Feldlerche). Und weil sich Tiere nicht um Markungsgrenzen kümmern, soll das Projekt in den kommenden Jahren auf die Nachbarkommunen ausgedehnt werden.
Das Projekt wird sowohl über LEADER, als auch über PLENUM Heckengäu gefördert. Die Konzeption wurde für die genannten vier Gemeinden erstellt. Drei davon liegen im LEADER Heckengäu-Gebiet (Bondorf, Jettingen und Mötzingen), Gäufelden liegt in der PLENUM Kulisse. Damit ist es eines der ersten Projekte, die über das EU-Förderprogramm LEADER gefördert werden, und gleichzeitig eins der letzten PLENUM-Projekte, weil PLENUM zum Ende diesen Jahres ausläuft. Antragsteller und Projektkoordinator ist der Landschaftserhaltungsverband Böblingen. Das Rebhuhn-Schutzprojekt ist beispielhaft, weil es über kommunale Grenzen hinweg verläuft, zahlreiche Akteure vernetzt und auch eine starke Bürgerbeteiligung erfährt.
Wie weit das Ganze gediehen und was in Bezug auf Kartierung und Umsetzung bereits passiert ist, wird im Rahmen einer Informationsveranstaltung vorgestellt. Sie findet statt am Mittwoch, 12. Oktober 2016, um 18.30 Uhr in der Zehntscheuer in Bondorf. Jeder, der Interesse hat, ist herzlich eingeladen; die Teilnahme ist kostenlos.